
Thomas Kruchem
Sachbuch. Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2012, 144 Seiten, EUR 12,90
Fehlender Zugang zu Land sowie extrem ungleiche Besitzverhältnisse sind vor allem in Entwicklungsländern keine neue Problematik. Die heutigen Ausmaße dieser „neuen Landnahmen“ übersteigen allerdings alles Dagewesene bei weitem. Über 200 Millionen Hektar – eine Fläche so groß wie Westeuropa – wurden in den letzten Jahren zum Gegenstand großflächiger Agrarinvestitionen. Die Nahrungsmittelkrise 2009, eine instabile Weltwirtschaft und der zunehmende Klimawandel sind nur einige Gründe, warum sich die Regierungen einzelner Staaten, Agrarunternehmen oder Investmentfonds immer häufiger riesige Flächen fruchtbares Land sichern.
Der Autor sprach mit betroffenen Menschen, hauptsächlich Kleinbauern und -bäuerinnen sowie Indigene, in Uganda, Kambodscha, Argentinien, den Philippinen und Äthiopien, um ihnen eine Stimme zu geben. Im Vordergrund stehen die soziale Realität solcher Investitionen sowie die ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen in den verschiedenen Regionen der Erde. Es wird deutlich, dass die oft angepriesenen positiven Effekte von Agrarinvestitionen, wie etwa die Verbesserung der Infrastruktur oder des Bildungssystems, meist nur den staatstragenden Eliten zu Gute kommen.
Die Nahrungsmittelsicherheit sowie die Ernährungssouveränität werden in vielen betroffenen Regionen durch diese Art von Investitionen stark bedroht. Kruchem beleuchtet den Kampf der betroffenen Bevölkerungsgruppen gegen den Verlust ihres Landes und für einen besseren Schutz ihrer Rechte seitens des Staates. Er kritisiert dabei die Mitverantwortung sowie die nur zögerliche Stellungnahme seitens der EU und einzelner Mitgliedsstaaten. Es ist die teils sehr persönliche Analyse der Problematik, welche das Buch besonders lesenswert macht. Der Autor zeigt außerdem, wie alternative Einkommensquellen, wie zum Beispiel der Öko-Landbau, den Menschen eine neue Zukunftsperspektive geben kann. Solche Initiativen sind meist jedoch abhängig vom Einsatz ausländischer NGOs und privater Initiativen.
Isabella Lang